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Wimbledon 2018: Das kannst Du aus den Matches von Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, Julia Görges und den anderen Tennisprofis für Dein eigenes Tennisspiel lernen


 Tennis-Analyse: Das hat Kerber und Görges in Wimbledon so stark gemacht

Wimbledon Julia Görges Es kam 2018 nur selten vor, dass Julia Görges in Wimbledon den Ball nicht unter Kontrolle hatte … Foto: Karsten Schmidt-Garve

 

Am Ende fehlte „nur“ ein Sieg in Wimbledon, dann hätte es erstmals seit 1931 (damals besiegte Cilly Aussem Hilde Krahwinkel) wieder ein deutsch-deutsches Damen-Finale auf dem heiligen Rasen an der Church Road gegeben. Auch wenn es Julia Görges dann gegen die siebenmalige Wimbledon-Siegerin Serena Willams nicht geschafft hat: Angelique Kerber und vor allem auch Julia Görges haben 2018 in Wimbledon zwei außerordentliche Turnierwochen gespielt und jede auf ihre Weise ein beeindruckendes „Comeback“ geschafft. Jeweils mit ganz spezifischen Trainingsmethoden und Taktiken, von denen auch Mannschafts- und Clubspieler für ihr Tennisspiel profitieren können.

 

„Julia Görges und der Wechsel der Unterhosen“

 


Denn welcher Tennisspieler kennt das nicht: Irgendwie geht es nicht voran, etwas Neues muss her, damit man wieder erfolgreich auf dem Tennisplatz ist. Genau das dachte sich Julia Görges auch 2015. In der Weltrangliste war sie von Rang 18 auf Platz 73 abgefallen. Spaß und Erfolg stellten sich immer seltener ein. Aber die Schleswig-Holsteinerin ist nicht der Typ, der mal schnell den Coach wechselt. Sieben lange Jahre hatte sie zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Coach Sascha Nensel, einem ehemaligen Tennis-Bundesligaspieler aus Hannover, zusammengearbeitet. 

 

Kerbers Geduld gegen die Alles-oder-Nichts-Strategie Jelena Ostapenkos und die Power-Aufschläge von Serena Williams

Wimbledon Sieg Angellique Kerber Neben ihrem guten Service war vor allem das extrem starke Grundlinien-Spiel ein Grund für Angelique Kerbers Finalsieg in Wimbledon gegen Serena Williams. (Foto: Karsten Schmidt-Garve)



Und genau diese variable Defensiv-Strategie hat – gepaart mit einer deutlich verbesserten Fitness – auch Angelique Kerber wieder nach vorne gebracht. Bestes Beispiel war das gewonnene Halbfinale gegen Jelena Ostapenko. Die 21-Jährige liebt und pflegt ein extrem offensives Harakiri-Tennis: Wenn die Grund- und Angriffsschläge von Ostapenko schlagen sie Raketen im Feld der Gegnerin ein und setzten sie permanent unter Druck. Mit ihrer perfekt eingestellten defensiveren Konter-Taktik eliminierte Kerber das Offensiv-Feuerwerk aber perfekt: Im Wimbledon-Halbfinale unterliefen Ostapenko 36 unforced errors, Kerber lediglich sieben der unerzwungene Fehler. Die Kielerin ließ sich aber auch nicht von den 30 Winner-Schlägen Ostapenkos beeindrucken, denn sie wusste: "Der nächste Fehler kommt bestimmt." 


Bei insgesamt 126 ausgespielten Punkten dauerten die Ballwechsel 84 Mal nicht länger als maximal vier Schläge. Lediglich sechs Mal wurde der Ball neun Mal oder öfter hin und her geschlagen.

Wer Angelique Kerber schon seit vielen Jahren beobachtet, wird sich zwangsweise bei solchen Matches an ihren Vater Slawomir erinnert fühlen. Der aus Polen stammende Tennistrainer sorgte in den 1980er und 1990er Jahren in der Herren-Landesliga Schleswig-Holstein für den Kieler Traditions-Club TG Düsternbrook mit seinem unaufgeregten, extrem zuverlässigen und erfolgreichen Grundlinien-Spiel für Verzweiflung bei seinen Gegnern.  


Die Grundsteine für Kerbers Tenniskarriere


Auch wenn Angie Kerber nach der Scheidung ihrer Eltern heute kaum noch Kontakt zu ihrem Vater hat, hat er – ebenso wie die Mutter Beata, die selber auch eine passable Damen-Spielerin auf Landesliga-Niveau war – ihre ersten Tennisjahre entscheidend mitgeprägt. Später waren dann Schleswig-Holsteins Verbandstrainer Herby Horst, bei dem auch Julia Görges trainierte, und natürlich ihr langjähriger Coach Torben Beltz die wichtigsten Begleiter von Kerber.

Heute ist es bekanntlich der Belgier Wim Fissette, der als Coach an Kerbers Seite steht. Eines seiner Verdienste dürfte die neue taktische und spielerische Vielseitigkeit der ehemaligen Nummer 1 der Weltrangliste sein. Gut zu erkennen auch, wenn man Kerbers Siege im Viertelfinale und im Halbfinale Wimbledon 2018 vergleicht: War sie im Semifinale gegen die hard-hitterin OStapenko eher die Ball verteilende Defensiv-Konter-Spielerin, nahm sie gegen die variantenreich spielende Daria Kassatkina bei vielen Ballwechseln selber das Heft in die Hand und suchte die Entscheidung. Eine perfekte Demonstration für alle Club- und Mannschaftsspieler, wie man gegen verschiedene Spielertypen optimal zu Werke geht!    


Mit einer guten Leistung und im Grunde ebenfalls perfekt taktisch eingestellt zeigte sich Julia Görges auch bei ihrer Niederlage gegen Serena Williams. Kleiner Schönheitsfehler: Williams war einfach zu dominant und zu stark. Das beweisen auch die Zahlen der Match-Analyse


  • Williams: 16 Winner und lediglich 7 Fehler

  • Görges: 20 Winner, 11 Fehler

  • Entscheidend aber: Die hohe Zahl der in den Statistiken nicht erfassten erzwungenen Fehler, zu den Görges durch das Power-Tennis von Williams gezwungen wurde!

  • Ebenso der Aufschlag: 87 Prozent der Punkte für Williams beim erste Aufschlag, nur 59 Prozent für Görges

  • Punkte beim Return: 25 von 50 für Williams, nur 14 von 50 für Görges! 

 

 

Wimbldeon Kerber Williams Görges unterlag Williams, Kerber konnte die Power-Schläge von Serena Williams dann im Wimbledon-Finale eindrucksvoll kontern. (Foto: Karsten Schmidt-Garve)


Was können „normale“ Turnierspieler von Williams, Kerber und Görges lernen?


Wer die Damen-Matches (und natürlich auch die Herren-Spiele) in Wimbledon 2018 genau analysiert, kann wichtige Erkenntnisse gewinnen, die auch Tennisspielern auf Club-, Kreis- Bezirks- oder Verbandsebene wirklich voranbringen können:

  • In den meisten Matches entscheidet die Zahl der erzwungenen Fehler über Sieg oder Niederlage. Mehr dazu findest Du auch in unserem Artikel über die perfekte Tennis-Taktik
  • Viele Faktoren haben Einfluss auf Deinen Erfolg im Tennis. Wie Du die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Matches schaffst, zeigen wir die in dem Beitrag Tennis - immer besser werden

  • Welche Taktik gegen welchen Gegner: Auch wenn der „normale“ Turnier- oder Medenspieler natürlich kein eigenes Team von Coaches und Berater um sich hat – bereite Dich immer so gut wie möglich auf Deinen nächsten Gegner vor. Ist er Links- oder Rechtshänder? Spieler er offensiv oder eher defensiv? Wo liegen seine Stärken und Schwächen? Welche meiner eigenen Stärken kann ich gegen den Gegner am sinnvollsten einsetzen? Und vor allem: Wie kann ich meinen Gegner zu möglichst vielen Fehlern zwingen?

  • Die beste Taktik nützt Dir leider nichts, wenn Dein eigenes Spiel nicht auf einem guten Level ist. Wie Du Dein eigene Tennisspiel effektiv verbessern kannst, erfährst Du in unserem Artikel Tennis trainieren wie die Profis



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