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Die Bilanz der neuen Davis Cup Finalrunde 2019

Game, Set and Match nachts um vier – und kaum ein Tennis-Fan schaut am Anfang zu


Rafal Nadal liegt mit ausgestreckten Armen am Boden. 12.500 Zuschauer jubeln ihm frenetisch zu. Am Ende gab´s sie also doch noch, diese einzigartigen emotionsgeladenen Davis Cup-Momente. Nachdem Bautista Agut für die 1:0-Führung gegen Kanada gesorgt hatte, macht Nadal den Heimtriumph beim erstmals ausgetragenen Finalturnier durch ein 6:3, 7:6 (9:7) gegen Denis Shapovalov perfekt. Wie glanzvoll der Endspieltag auch ablief – begonnen hatte er u.a. mit einem Showauftritt der Sängerin Shakira, die mit Veranstalter Gerard Piqué liiert ist – umso trostloser wirkten die ersten Tage der neuen Davis Cup-Finalrunde.

 

Davis Cup 2020: Gerard Piqué gelobt Besserung in einigen Punkten


Der Davis Cup war einmal die emotionalste Tennisveranstaltung der Welt. Dann wurde er von Fußballprofi Gerard Piqué reformiert. Viele Fans fand der neue Davis Cup aber schon bei der ersten Vorstellung der neuen Pläne nicht. Die neue Davis-Cup-Finalwoche war keinen halben Tag alt, da gab es das erste fragwürdige „spannende“ Duell. "Nicht die größte Zuschauerzahl ... bislang. 15 Leute sitzen auf dieser Seite der Tribüne", schrieb Belgiens Teamchef und frühere French-Open-Halbfinalist Filip Dewulf bei Twitter und veröffentlichte ein Foto von "Stadium 3" in der Veranstaltungsanlage Caja Magica.

 

Alexander Zverev wollte sich die Davis Cup-Belastung nicht antun – und spielt lieber Show-Matches gegen Federer in Südamerika


Das ließ Gerard Piqué, der federführend bei der Davis Cup-Reform war und ist, natürlich nicht auf sich sitzen und postete umgehend ein Bild, auf dem zumindest ein paar mehr Zuschauer zu sehen waren. Auch wenn dieser Streit etwas kindisch wirkt: Fest steht, dass sich nur ein paar hundert Zuschauer zu der Davis Cup-Partie zwischen Belgien und Brasilien in das Stadion in Madrid verirrt hatten. Wäre diese Begegnung im alten Format ausgetragen worden, hätte man sich – sei es auf einem Sandplatz in Brasilien oder in einer belgischen Halle – garantiert über volle Ränge und die einzigartige, früher so typische Davis Cup-Stimmung freuen dürfen.

 

Eine Davis Cup-Reform war überfällig, die Erneuerungen sind aber nicht befriedigend


Was auch bedauerlich ist und das typische Davis Cup-Feeling raubt: Die Spiele werden nicht mehr im Best-of-five-Modus ausgetragen, die Nummer 1 und 2 der jeweiligen treten nicht mehr gegen beide Akteure des Gegners an, sondern es spielt nur doch die Nummer 1 gegen die 1 und die 2 gegen die 2. Es gibt also weniger Chancen, dass im Davis Cup zukünftig neue Helden geboren werden – wie z.B. damals Carl-Uwe Steeb nach einem unvergesslichen Match gegen den damaligen Branchenprimus Mats Wilander. Carl-Uwe Steeb war einer der vielen Ex-Profis, die vor der Finalwoche sagten, man habe "dem Davis Cup eigentlich das Herz herausgerissen".

Hat man dem Davis Cup tatsächlich die Seele geraubt oder das Herz rausgerissen? Fest steht, dass die Finalwoche dem Tennissport qualitativ nicht geschadet hat. Es wurden große Matches gezeigt. Der frühere Modus mit vier über das Jahr verteilten Runden war definitiv reformbedürftig.


Auch im Tennissport: Finanzielle Interessen schlagen alte Traditionen


Fest steht aber auch, dass der von Gerard Piqué und seiner Investmentfirma Kosmos umgekrempelte Davis Cup als Saisonabschluss in punkto Rahmenbedingungen noch einige gravierende Schwächen aufweist! So wurden die Matches in der Vorrunde teilweise erst nachts um vier Uhr – vor verständlicher Weise noch leereren Rängen als in den früheren Abendstunden – beendet. Die Organisatoren reagierten zwar schnell und starteten die Viertelfinals eine halbe Stunde früher.

Was aber dennoch fehlte, war diese einstmals einzigartige Davis Cup-Stimmung. Das mag daran liegen, dass jetzt plötzlich 18 Teams innerhalb einer Woche auf einer Anlage ihren Sieger ausspielen. Nachvollziehbar, dass nicht viele Schlachtenbummler der einzelnen Teilnehmer den langen Weg nach Madrid auf sich nahmen.

Was in Madrid deutlich zu spüren war: Der Davis Cup, der älteste Team-Wettbewerb im Tennis, ist nach 119 Jahren erstmals in der Hand von Investoren. Ein Konsortium (Kosmos Group) aus reichen Menschen (Lionel Messi, Larry Elison) und Firmen (Rakuten), hat sich von der International Tennis Federation (ITF) die Rechte für den Wettbewerb gesichert, dank irre anmutender Garantien. Nicht weniger als drei Milliarden Dollar über 25 Jahre haben sie versprochen. Eine Summe, die zumindest bei der ITF den Verlust der besonderen Davis Cup-Atmosphäre verschmerzen lässt. Leider, muss man sagen …


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